Ein schönes Beispiel, das Mut machen kann und Wege zeigt:
Ich durfte eine Frau begleiten, die mit 53 Jahren überraschend arbeitslos wurde und innerhalb von 3 Monaten 3 neue Arbeitsangebote erhielt. Nein, sie hat nicht etwa einen Bilderbuch-Lebenslauf vorzuweisen. Sie verfügt auch nicht über nützlichste Connections. Sie hat das mit der Neu-Orientierung einfach gut und richtig gemacht. Sie hat auch Glück gehabt – aber eben auch genau dies gezielt gefördert.
„Sie haben schon so viel gemacht!“
So sprach ihre Arbeitsvermittlerin bei der Agentur. Und: „Das zeigt mir, dass Sie sich nicht zu fein sind für irgend etwas.“ Beides stimmt.
Die Nun-wieder-Bewerberin hatte sich einige Jahren ihrer Familie gewidmet und dann nach dem Wiedereinstieg mehrere Stellen angenommen, die sie in sehr unterschiedliche Umgebungen mit immer neuen Aufgaben führte. Leider waren alle Verträge befristet. Aber lehrreich.
Professionelle Selbstpräsentation
Erfahrung hilft. Wer schon viel erlebt und gemeistert hat, lässt sich nicht mehr so leicht ins Bockshorn jagen. Zurück zum Beispiel: Es gab, so erfuhr ich, etliche Manöver bis hin zu kleinen Sauereien oder Versuchen zu ebensolchen. Dieser Bewerberin kann man so nicht beikommen, sie blieb ruhig und souverän. Sie hat sich auch mal eine vorwurfsvolle Nachfrage „Aber…! Sie haben ja gar nicht… und nicht mal… Sie hätten doch…“ verbeten und geantwortet: „Genau DAS will ich nicht mehr hören, das bin ich jetzt einfach leid!“ Damit war dieses Thema im Interview beendet. Das Gespräch ging weiter.
Nicht verbittern, nicht verzweifeln
Das ist oft so einfach gesagt. Es erstaunt (mich) schon sehr, wenn ich höre, wie manch ein Arbeitgeber Einstellungsgespräche führt. Dass Bewerber dann säuerlich werden oder geknickt reagieren, kann ich nachvollziehen.
Geht es nur um die Frage nach Schwächen im Bewerbungsgespräch, so kann ich noch einfach argumentieren: „Das gehört zum Procedere. Die Frage nach Schwächen ist übrigens eine gute, denn diese eine Frage erbringt immer fünf Antworten.“ Doch wenn ein Interviewer unfreundlich agiert, gilt das so pauschal nicht mehr.
Dennoch darf eine Schlussfolgerung nicht dominieren: Es ist einfach nicht wahr, dass es keine Jobs gebe, dass Menschen mit 50+ keine Chance mehr haben, dass alle Recruiter unfair agieren.
Besser gefällt mir diese Folgerung:
Mut und Offenheit helfen bei der Jobsuche
– aber auch Kritikfähigkeit und Wachheit. Nur wer die richtigen Fragen stellt, erhält relevante Informationen. Das braucht Traute. Und zeigt dem potenziellen Arbeitgeber, dass er es hier mit einer gestandenen Person und einer gereiften Persönlichkeit zu tun hat. Wer das wertschätzt, freut sich über eine souveräne neue Kraft im Team.