Sie begegnen uns vielerorts: Varianten von Machtspielen, Rang-Kämpfen, Dominanz-Gesten, Demonstrationen von Einflussmöglichkeiten. Manchmal verbunden mit Methoden der Einschüchterung, Ängstigung, Drohung.
Machtspiele und Dominanz-Gesten erkennen
Wer sie erkennen will, muss sie kennen. Das ist nicht leicht, aber machbar. Auch bei vermeintlicher Ohn-Macht.
Verbale Versuche, um Überlegenheit herzustellen
Oft kommen sie fein getarnt daher. Im Wirtschaftsleben gibt es eine Fülle von Formulierungen, die erst auf den zweiten Blick offenbaren, um was es geht. Sagt ein Abteilungsleiter zum Kollegen „Das hat man in Ihrer Abteilung noch nicht ganz verstanden“, so ist das noch einfach und nahezu Klartext. Die Übersetzung dürfte lauten: „Sie und Ihre Leute sind begriffsstutzig.“
Sagt ein Teilnehmer im Workshop zu mir „Sie können das nicht wissen, Sie sind ja ein Externer“, so ist auch das noch deutlich und mag übersetzt bedeuten „Sie haben keine Ahnung“. Meine Antwort ist meist eine reflexartige . Oder auch eine andere Technik gegen Sprachlosigkeit, z.B. „Sie haben Recht. Genau deshalb bin ich ja gebucht.“ So etwas können Sie lernen: Thema Schlagfertigkeit.
Genauer müssen Sie schon hin hören, wenn der Satz lautet „Bitte tragen Sie Sorge dafür , dass…“ – in der Regel ist das keine Bitte.
Verbale Varianten, um unfair zu sein, hat Schopenhauer sehr schön zusammen gestellt. Es sind 38 Kunstgriffe: „Eristische Dialektik oder Die Kunst, Recht zu behalten.“
Können Sie bald hier nachlesen, ich habe sie zusammen gefasst.
Non-verbal: Verhaltensweisen, welche den höheren Rang demonstrieren sollen
Oh, das ist ein Irrgarten mit vielen Facetten! Gemeint sind in diesem Absatz die Botschaften, die nicht über Sprache transportiert werden. Ob durch Kleidung, Raum einnehmen, Verbote oder Bitten ignorieren gekennzeichnet oder Willkür –
Forscher haben spannende und auch bunte Erkenntnisse zusammen getragen. Wer nimmt den letzten Keks, wer versteckt Wichtiges? Wer überschreitet die Grenzen bis zur unangenehmen physischen Nähe, wer zeigt durch demonstratives Weg-Schauen, Gähnen, Lesen im Vortrag, dass niemand ihm hier was zu sagen habe?
Fast schon spaßig sind Varianten, die ich in Workshops mit Top-Entscheidern erlebte: Mitten in den Beitrag eines Moderators plapperte laut, deutlich und wiederholt ein Navi „nächste Gelegenheit bitte rechts abbiegen“ – peinlich war es dem Teilnehmer erkennbar nicht. Später kommen, früher gehen, geräuschvoll lange vor Schluss bereits die Tasche packen… so etwas tun nicht nur Manager. Wir kennen es. Aus der Schulzeit und aus Meetings.
Ganz grob agierte der Chef, der seinen Mitarbeiter – der hatte ein Anliegen und saß etwas kleinlaut vor ihm – mitten im Satz nicht einmal stoppte, sondern einfach den Raum verließ. Er kam auch nicht wieder zurück. Seine Sekretärin sagte dann dem Mitarbeiter nach ein paar Minunten: „Jetzt ist er zu Tisch.“
Vorsicht mit schnellen Vergleichen
Manches speist sich aus der Beobachtung von Tieren – wir haben von allen etwas, offenbar. Und doch greift dieser Vergleich zu kurz. Wir sind eben weder Löwen noch Elefanten noch Affen.
Andere Empfehlungen werden aus Kriegsführung abgeleitet, gerne von Macchiavelli. Herr Macchiavelli tat jedoch keineswegs Techniken aus eigener Führungsleistung kund – er war einfach ein Initiativ-Bewerber, der sich bei den Machthabern als geeignet für höhere Aufgaben präsentieren wollte.
Kennen, erkennen, eigene Interessen schützen
Nein, ein einfaches Unterfangen ist das nicht, wenn Sie sich besser aufstellen wollen, um unfairen Machenschaften etwas entgegen zu setzen, ohne selbst unfair zu werden.
Die F.A.Z. publizierte unlängst „30 Gesetze der Macht“ – auf den ersten Eindruck wirkt das wie „oh je, das sind aber viele!“ doch bei genauerem Hinsehen kennen wir viele davon und wissen auch, was bei deren Einsatz zu tun ist. Zum Beispiel: Der Machthabende versucht „Teile und herrsche“ – was tun versierte „Untergebene“? Sie verbünden sich, heimlich, ohne dabei beobachtet zu werden. Wenn sie den kurzen Draht pflegen, den kleinen Dienstweg nutzen, dann funktioniert die Technik „Gegeneinander ausspielen“ nicht mehr.