Falsch! Der Volksmund hat nicht Recht, wenn er behauptet, es gebe keine zweite Chance nach einem ersten Eindruck.
Die Wahrheit über den ersten Eindruck
Das stimmt: Der erste Eindruck entsteht sehr schnell. Das liegt in der Arbeitsweise unseres Gehirns begründet. Und dann folgt ein Mechanismus, der zwar Zeit spart, aber oft ganz schlechte Ergebnisse liefert: Wir suchen nur noch nach Bestätigung für den ersten Eindruck.
Wer differenziert mit Menschen umgeht, erliegt dieser Versuchung nicht. Und das ist gut so. Profis der Personenwahrnehmung – Personalentscheider beispielsweise – kenne das Phänomen als „typischen Beurteilungsfehler“. Und beherrschen die Gegenmittel: Sie nehmen ihn wahr – und suchen dann gezielt auch nach den gegenteiligen Informationen.
Die zweite Chance
“Aha, dieser Mensch ist mir sehr sympathisch. Ist er mir einfach nur ähnlich? Wo mag er denn zum Widerling mutieren?”
“Oh, diese Person mag ich überhaupt nicht! Wo aber hat sie ihre liebenswürdigen Seiten?”
Experten fragen auch sich selbst, warum jemand ihnen sympathisch und kompetent erscheint. Vielleicht erinnert mich dieser Mensch an jemanden? Liegt es nur an der Form seiner Brille?
Den ersten Eindruck korrigieren
Sollte es also einmal geschehen, dass Sie überzeugt sind: „Den ersten Eindruck habe ich versiebt!“ dann bleiben Sie ruhig. Solange die Menschen noch mit Ihnen reden, Ihnen zuhören, zuschauen, haben Sie noch gute Chancen. Manchmal hilft Ausdauer, manchmal Humor.
Und überhaupt wissen Sie – und das wissen die Anderen auch: An ihren Taten werdet Ihr sie erkennen.
Eigene Fehleinschätzungen verhindern
Auch das ist möglich, mit etwas Aufmerksamkeit, Geduld und zwei kleinen Tricks: Wenn der neue Kollege auf Anhieb ein Unsympath ist, wenn Ihr Geschäftspartner Ihnen äußerst unangenehm –
a) gehen Sie näher ran, im übertragenen Sinne. Fragen Sie sich und ihn, warum er sich so verhalte, wie er zu seiner Überzeugung gelangt ist. Vielleicht haben Sie Glück und er berichtet einen Entscheidungsweg, den Sie gut nachvollziehen können.
b) gehen Sie weiter weg. Das kann eine Auszeit sein (ich geh mal mit anderen plaudern) oder auch eine innere Haltung: „Wir müssen uns nicht lieben. Wir wollen nur miteinander arbeiten.“